
Nach einer Reihe von Fehlentscheidungen, Rückschlägen und internen Problemen sieht sich Bungie gezwungen, den Multiplayer-Shooter Marathon vorerst auf Eis zu legen.
Bungie hat die Veröffentlichung seines kommenden Multiplayer-Titels Marathon vorerst auf Eis gelegt. Ursprünglich sollte das Spiel am 23. September erscheinen, nun gibt es keinen neuen Releasetermin. Stattdessen kündigte das Studio an, sich auf einen ausgiebigen Alpha-Test zu konzentrieren, um das Spiel zu „kalibrieren“ und es deutlicher von der Konkurrenz abzuheben.
Turbulente Entwicklung hinter den Kulissen
Marathon wurde erst im April offiziell vorgestellt und sollte thematisch an die gleichnamige Klassiker-Serie von Bungie anknüpfen – diesmal allerdings im Live-Service-Gewand. Doch schon früh war die Entwicklung von Problemen überschattet. Medienberichte sprechen von einer unruhigen Produktion, in deren Verlauf es zu internen Umstrukturierungen kam. Führungspersonal, darunter sogar der Game Director, wurde ausgetauscht. Zudem war Bungie mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert: Designarbeiten eines externen Künstlers seien ohne Zustimmung übernommen und in Trailermaterial verwendet worden.
Verhaltene Reaktionen und interne Unzufriedenheit
Auch die öffentliche Vorstellung des Spiels verlief wenig erfolgreich. Das Feedback fiel verhalten bis kritisch aus. Häufiger Vorwurf: Marathon laufe bloß aktuellen Trends hinterher und wirke beliebig. Laut Branchenberichten schlägt sich diese Skepsis auch intern nieder. Demnach sei die Stimmung im Studio angespannt, Angestellte hätten sich von der kreativen Ausrichtung entfremdet gefühlt und seien in Entscheidungsprozesse kaum einbezogen worden. Zudem soll das Management ein belastendes Arbeitsklima erzeugt haben.
Fokus auf Qualität und Kernmechaniken
Bungie betont nun, die Zeit für gezieltes Finetuning nutzen zu wollen. Im Zentrum stehen vier Gameplay-Säulen: ein intensiver Survival-Ansatz, narrative Tiefe mit Rätseln und Lore, herausfordernde Endgame-Inhalte im Stil von Raids sowie das bewährte Shooter-Gameplay des Studios. KI-Gegner sollen anspruchsvoller, Belohnungen lohnenswerter und Gefechte strategischer werden. Auch der Einzel- und Duo-Modus soll mehr Spielspaß bieten – inklusive geplanter Funktionen wie einem Umgebungs-Chat. Erzählerisch soll Marathon eine dunklere Atmosphäre erhalten, um den Geist der Originale besser einzufangen.
Ausblick: Weitere Informationen im Herbst
Die Verschiebung bedeutet: „Gut genug“ reicht Bungie nicht mehr – und im hart umkämpften Markt der Live-Service-Spiele dürfte das ein notwendiger Schritt sein. Andere große Studios wie Ubisoft oder Sony mussten zuletzt ebenfalls feststellen, dass solide Spiele ohne Alleinstellungsmerkmal nicht bestehen. Im Herbst will Bungie weitere Informationen veröffentlichen und auch einen neuen Veröffentlichungstermin bekannt geben.